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Gedichte, Gedanken und Poetisches
Hinter dem Garten
Oft vergesse ich das es hinter dem Garten,
in dem ich sitze,
noch ein Weiter gibt.
Das die Welt nicht an dem überwucherten Maschendrahtzaun endet.
Obwohl mir die Welt manchmal wie eine schlecht gezeichnete Kulisse vorkommt.
Mit leihenhaften Schauspielern,
für die es nicht wert ist,
den Popcorntopf heiß zu machen.
Das rede ich mir zumindest gerne ein,
um mich nicht hinaus gehen zu müssen.
Das funktioniert.
Bis Du dastehst und fragst,
ob ich mitkomme.
In die Welt, hinter den Gartenzaun.
In die schräge Kulisse aus Gebäuden.
Hin zu sterilen Gärten, kantiger, unbequemer Menschlichkeit.
Ich sehe,
dass es hier schön ist.
Die Sonne scheint.
Das Gras ist Grün und voll.
Der Wind spielt in den Blättern der Birken.
Es ist oft still und friedlich.
Nur ab und zu verirrt sich ein Laut von Außen,
wie der Schrei eines fremden Vogels,
den ich nicht bestimmen kann.
Aber du stehst energisch am Tor,
mit ausgestreckter Hand.
Und ich stehe auf.
Das reicht schon,
um die gestutzten Flügel zu spüren,
für die ich selbst verantwortlich bin.
Jetzt den Garten verlassen?
Jetzt hinausgehen,
dorthin wo so viel Fremdes wartet?
Wo man Entscheidungen treffen muss,
Umgeben von anderen Wesen ?
Lieber nicht.
Lieber sitze ich in meinem malerischen Käfig,
welchen ich mir selbst gebaut habe,
ohne es zu merken.
Gut das du meistens hartnäckig bist!
Gut das ich eine ausgestreckte Hand,
nicht ignorieren kann.
Weil sie deine Wärme bedeutet.
Weil deine ausgestreckte Hand,
auch meine ausgestreckte Hand ist, wenn Du mit deinen Fesseln kämpfst.
Und dann gehen wir,
füllen die öden Kulissen,
mit Leben, das Popcorn allemal Wert ist.
Auch wenn das mit rasendem Herzen passiert.
Jedes Mal
wachsen meine Flügel nach.
Machen mich freier.
Denn hinter dem Garten,
gibt es eben doch ein Weiter.
Sternenlicht am Morgen
Donnerstagmorgen.
Ich sitze in der Lichtlosigkeit des Morgens.
Die ersten gefiederten Himmelsstürmer
sind noch zögerlich,
singen sich krächzend ein,
um den Kanon des Lebens anzustimmen.
Ich sitze und lausche dem Regen,
der manchmal nicht nur draußen fällt.
Doch heute geht in meiner Brust
Die Sonne genauso auf wie im Freien.
Erst schiebt sie sich zögerlich
Über das Gebirge aus müden Gedanken,
doch dann wird sie immer kraftvoller
und lässt mich sonnenübersponnen zurück.
Manchmal habe ich das Gefühl, selbst zu leuchten.
Immer dann wenn ich etwas tue,
das mit der Zeit verschmilzt.
Die Arme voller Farbe.
Die Finger voller Tinte,
Die Augen gefüllt mit Sternenlicht.
Auch wenn in manchen Menschen
die Tage kurz sind
und die Düsternis tief,
lohnt es sich für sie immer
Nach den Sternen zu suchen.
Ich weiß, dass jeder Mensch sie in sich trägt,
aufgestickt auf dem Kleid aus Dunkelheit,
Das aus mehr Farben, als einer gewebt wurde.
Dafür muss man es lediglich schaffen
Den Blick zu heben.
Die Augen zu öffnen.
Auch wenn das lediglich für einige Steine bewegen heißt.
Auch wenn man manchmal einen braucht,
der einen in der finsteren Nacht an die Hand nimmt
Über die Felsen führt.
Ich stehe auf und strecke mich.
Sonne im Herzen,
Den Polarstern in den Augen,
Regen nur am Fenster.
Und die gefiederten Himmelstürmer,
singen vom Leben.
Gefrorener Atem
Gefrorener Atem treibt durch die Luft.
Dunkelblau ist die Nacht. Die Schritte knirschen über tausende Kristalle. Das samtige Mondlicht füllt die Welt und mein Herz. Die Bäume recken sich mit tintenschwarzen Stämmen. Ein violetter Schimmer liegt auf den letzten Blättern. Die aufgescheuchten Gedanken kommen zur Ruh.
Gefrorener Atem treibt durch die Luft.
Die sonst schlammigen Pfützen tragen weiße zerbrechliche Ringe. Ich genieße das Wandern durch das schimmernde Alleinsein, während hinter doppelt isolierten Fenstern, in überhitzten Stuben, flackernde Unwirklichkeit über die Gesichter der Menschen huscht.
Gefrorener Atem treibt durch die Luft. Die ersten Sterne malen uralte Bilder in das Firmament. Ich lausche ihren stillen Geschichten, in denen Samen voller neuer Gedanken schlummern. Schaue vorbei an Flachdächern und Flachbildschirmen, an der imitierten Helle, der imitierten Sicherheit.
Gefrorener Atem treibt durch die Nacht und ich finde Geborgenheit in mir selbst. In knirschenden Schritten über weißen Blättern, in rauen Frostnächten.
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Rabenfedern
Die Welt schmeckt schal und abgestanden. Eine graue Wolkenwand drückt sich am Fenster vorbei, mit dunkelblauen vollgesogenen Regenwolken, die wie dickbäuchige Ballerina in ausgefransten Kleidern ihre Kreise ziehen.
Meine Schultern sind in Blei getaucht, in kaltes, schweres und giftiges Blei. Sie drücken mich auf den Küchentisch, wo eine Tasse grüner Nebeltee kalt und bitter geworden ist.
Mein Atem ist ein Seufzen, meine klammen Finger umfassen die Tasse auf der Suche nach Wärme, die längst verflogen ist. Ein Rabe, wie von einer unsichtbaren Macht bestellt, krächzt einsam vor dem staubigen Fenster. Er hockt auf einem kahlen Ast und putzt sich sein schwarzes Trauerkleid, das er niemals ablegen kann.
Später gehe ich raus, um den Wind zu spüren, der immer sanft und gutmütig die schweren Gedanken an Verlorenes davonträgt und zerstreut. Eingepackt in meinen Herbstmantel, stapfe ich durch das blasse Gras. Die Schritte schwer, als warte ich durch fester werdenden Beton. Dort im ausgelaugten Pflanzenbett steckt eine Rabenfeder. Ich bücke mich und hebe sie auf.
Das Licht fängt sich im Gefieder und schillert ganz leicht. Und ich muss mich daran erinnern, dass du sagst, das Schwarz und Grau aus mehr Farben gemischt wird, als man sich vorstellen kann. Der Wind streicht achtsam durch meine Haare und lässt sie tanzen wie die plumpen Wolken am Himmel.
Rabenfedern
Gedanken zum Thema Hoffnung
Ich hoffe auf bessere Zeiten, doch die Hoffnung zerrinn mir zwischen den Fingern, wie warmer Sand am stürmischen Strand.
Jeder hofft dann und wann und greift nach den funkelnden Körnern, die man mit tapferen Herzen in der holen Hand trägt, so wie einen Schmetterling, dessen Flügel man nicht brechen möchte. Doch Hoffnung ist nicht dafür gemacht lange gehalten zu werden, genauso wenig wie ein Falter, eine Motte, ein Insekt mit Papierflügeln.
Hoffnung bleibt nicht. Sie ist ein wankelmütiger Gast. Verwandelt sich in Beständigkeit, wenn alles gut ist (Was es nie zu Hundert Prozent ist). Eher schon in Glück.
Glück ist artverwandt. Des Hoffnungs Schwester. Schillernd wie eine Seifenblase. So hinreißend und so zerbrechlich. Auch Glück kann keiner in der holen Hand bergen.
Ich führ meinen Teil, werde trotz alledem nie aufgeben die Hoffnung in den Händen zu halten, auch wenn sie zerrinnt. Einfach weil ich spüre, dass es eine Aufgabe sein kann. Eine endlose Beschäftigung. Eine Verantwortung, die Hände immer wieder mit neuen Sand zu füllen. – komisch wie er in schweren, regennassen Zeiten länger zwischen den Fingern klebt und in wilden fröhlichen Tagen schneller fließt- komisch wie Hoffnung sich auflöst, wenn sie wahr wird.
Komisch das sie mich doch zufrieden macht.